Weil muslimische Migranten viele Kinder bekämen, sinke in Deutschland die durchschnittliche Intelligenz! „Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.“ So spricht bzw. schreibt der Sozialdemokrat, ehemalige Berliner Finanzsenator und Vorstand der Bundesbank, Thilo Sarrazin.

Seine Aussagen sind dezidiert gegen türkische, arabische und muslimische Migranten gerichtet. An seine Polemik haben wir uns schon gewöhnt. Aber warum muss er auf 450 Seiten seine Islamophobie in einem Buch verbreiten? Ist er ein aufrichtiger Mahner? Sagt er das, was eine schweigende Mehrheit in Deutschland denkt, sich aber nicht traut offen auszusprechen? Oder genießt er Narrenfreiheit? Ich möchte einen Erklärungsversuch unternehmen.

Aufrichtiger Mahner ist er nicht. Ich bin sprachlos, wenn ich die Ausführungen Sarrazins lese. 70% der türkischen und 90% der arabischen Bevölkerung Berlins würden den deutschen Staat ablehnen und seien größtenteils weder integrationsfähig noch integrationswillig. Diese “Fakten“ sind aber schlichtweg frei erfunden, Statistiken hierüber existieren nicht, wie Sarrazin selber zugibt. Da man keine Zahl habe, müsse „man eine schöpfen, die in die richtige Richtung weist, und wenn sie keiner widerlegen kann, dann setze ich mich mit meiner Schätzung durch.“ Dass so ein Zahlenjongleur Finanzsenator war und Bundesbanker ist, ist mehr als befremdlich. Sarrazin arbeitet mit Pseudofakten, Wissenschaftlern und Journalisten bleibt es dann überlassen, diesen Faktenmüll zu entkräften. Ein aufrichtiger Mahner arbeitet nicht so. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung stimmt mit Sarrazins Stammtischgebrabbel nicht überein. Die kruden Gedankengänge Sarrazins teilt nur eine Minderheit.

Genießt er Narrenfreiheit? Laut Definition bezeichnet Narrenfreiheit das Privileg geistig minderbemittelter oder verwirrter Menschen, gewisse - den gesellschaftlichen Verhaltensregeln nicht entsprechende - Verhaltensweisen auszuüben und zu kultivieren. Der Gruppe der Narrenfreien gehören heute Personen aller Gesellschaftsschichten an, leider auch einige Berufspolitiker. Diese können - wie auch der ehemalige Berufspolitiker Sarrazin - von Berufs wegen jegliche Realitätsbezogenheit aufgeben und ihrem Narrentum freien Lauf lassen. Polemiker wie Sarrazin setzen Grundregeln zwischenmenschlicher Kommunikation außer Kraft. Respekt und Wertschätzung anderer sind für sie Fremdwörter. Besonders beliebt bei dieser Spezies sind abstruse Lösungsansätze für politische Probleme. Wer durch die Kinderliebe der Türken den „Volkscharakter“ der Deutschen „Fäulnisprozessen“ ausgesetzt sieht, weil „Bildungsgrad und erbliche Intelligenz in einem befruchtenden Verhältnis stehen“ und „die enorme Fruchtbarkeit der muslimischen Migranten“ zwangsläufig dazu führen werde, dass der Tagesrhythmus hierzulande in 100 Jahren „vom Ruf der Muezzine bestimmt wird“, hat sich den Status des Narren redlich verdient.

Wer es mit so einem gefährlichen Schwachsinn geschafft hat, Bundesbanker zu werden, hat auch den Anspruch, staatlicher Diplom-Hofnarr der Bundesrepublik Deutschland zu werden. Meine Unterstützung hat er!

Alptekin Kirci